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Hydrotherapie: Die wohltuende Kraft des Wassers

Gesundheit im Fluss

Wasser kann heilsam sein – nicht nur, wenn du dem Rauschen der Wellen lauschst oder das glitzernde Lichtspiel der Sonne auf der Wasseroberfläche bestaunst. Das Stichwort lautet: Hydrotherapie. Du möchtest wissen, was es genau damit auf sich hat? Dann mach dich bereit für einen wissenswerten Tauchgang.

11.12.2023 Lesezeichen setzen
Hand wird unter einen Wasserstrahl gehalten.

Wassertreten, Dampfsauna oder Wickel – in der Hydrotherapie gibt es die unterschiedlichsten Anwendungen.

In den Tiefen des Wassers fließt eine wohltuende Kraft, in deren Genuss wir an manchen Tagen ganz unbewusst kommen: Sei es, wenn du durchgefroren nach Hause kommst und dich auf eine heiße Dusche freust – oder, wenn du im Hochsommer an nichts anderes denken kannst als den Sprung ins kalte Nass. Doch nicht nur in Alltagssituationen zeigt sich Wasser von seiner revitalisierenden Seite, auch die Medizin setzt auf das flüssige Element – in Form von Hydrotherapie.

Was ist Hydrotherapie und woher kommt sie?

Hydrotherapie – schon mal davon gehört? Eines ist auf den ersten Blick klar: Es hat etwas mit Wasser zu tun. Per Definition nutzt Hydrotherapie Wasser in all seinen Aggregatzuständen: also fest, flüssig, und gasförmig. Das Ziel dabei ist die Linderung von akuten und chronischen Beschwerden. Und Hydrotherapie ist keine neue Entdeckung der Medizin – sie wird bereits seit der Antike genutzt. Schon die Römer, waren von der Kraft des Wassers begeistert. In ihren Städten durften prächtige Bäder und Thermen als eine Art Erholungs- und Begegnungsort nicht fehlen. Der griechische Arzt Antonius Musa war der erste, der Wasser zu medizinischen Zwecken nutze: Er soll im Jahre 23 vor Christus Kaiser Augustus mit kalten Bädern behandelt haben.

Wasserheilkunde in Deutschland

In Deutschland war der Arzt Siegmund Hahn einer der Vorreiter der Wasserheilkunde – bei ihm kam insbesondere kaltes Wasser zur Vorbeugung und Behandlung zum Einsatz. Auch einer der bekanntesten deutschen Verfechter der Hydrotherapie – Sebastian Kneipp – setzte auf kaltes Wasser und entwickelte die ersten Therapieansätze für seine ganzheitliche Kneipp-Medizin weiter. Mit Erfolg: Heutzutage sind Kneippanalgen zum sogenannten Wassertreten in vielen Ortschaften Deutschlands zu finden.

Nicht nur das Wassertreten – also das Laufen im Storchengang durch kaltes Wasser – gehört zur Hydrotherapie. In der Wasserheilkunde gibt es noch viele weitere Anwendungen, wie z.B.:

  • Kneippsche Güsse,
  • (mineralische) Bäder,
  • Bewegungsbäder,
  • Wickel,
  • Dampfsaunen,
  • Jacuzzi,
  • Ganzkörperwaschungen,
  • oder Druckstrahlanwendungen.

„Lernt das Wasser richtig kennen und es wird euch stets ein verlässlicher Freund sein.“

Die positiven Effekte von Hydrotherapie – eintauchen und auftanken

Ein bisschen Wasser – was soll das schon bringen? Mehr als man zu Beginn denkt. Das Element weist verschiedene Eigenschaften auf, die unserem Körper ganz unterschiedlich zu Nutze kommen können:

  • Die Temperatur nimmt unter anderem Einfluss auf unseren Blutdruck, auf unsere Wärmeregulation, den allgemeinen Stoffwechsel und die Durchblutung.
  • Der Wasserdruck wirkt sich z.B. auf Blutkreislauf, Stoffwechsel und Atmung aus.
  • Der Auftrieb im Wasser entlastet Gelenke und Muskeln.

Da ist es kaum verwunderlich, dass die Anwendungen der Hydrotherapie fast universell einsetzbar sind – vor allem aber können davon die folgenden Organsysteme profitieren:

  • Wärmehaushalt
  • Nervensystem
  • Stoffwechsel
  • Kreislauf
  • Atmung
  • Bindegewebe
  • Haut
  • Nieren
  • Muskeln

So kommt die Hydrotherapie beispielsweise bei rheumatischen Erkrankungen, Durchblutungsstörungen oder Muskelbeschwerden zum Einsatz. Die Wassertherapie ist sogar medizinisch anerkannt und wird durch spezielle Hydrotherapeuten, Ärzte, Physiotherapeuten und Heilpraktiker angewandt.

Wohltat aus dem eigenen Wasserhahn: 3 Hydrotherapie-Anwendungen für zuhause

Du kannst Hydrotherapie auch ganz einfach selbst ausprobieren – nämlich bei dir zuhause. Am besten dafür geeignet sind die kneippschen Anwendungen, die alle auf demselben Wirkprinzip basieren: Wenn kaltes Wasser auf deinen Körper trifft, ziehen sich deine Blutgefäße zunächst zusammen – nach Ende des Kältereizes weiten sie sich wieder. Was das bringt? Dadurch wird die Durchblutung gefördert, Kreislauf, Nervensystem und Stoffwechsel angeregt und auch dein Immunsystem kann davon langfristig profitieren. Hört sich gut an? Wie wäre es also hiermit:

1. Ein Hauch von Kälte: Wechselarmguss
Sebastian Kneipp war vor allem ein großer Fan von kaltem Wasser. Wie auch du die Kälte auf sanfte Weise „lieben“ lernen kannst? Mit einer Wechselarmdusche.  

Das bringt’s:

  • Kann belebend wirken
  • Hilft bei Müdigkeit und Abgeschlagenheit
  • Abhärtung

So funktioniert’s:

  • Setze dich auf den Rand deiner Badewanne oder stelle dich so neben die Dusche, dass dein Arm seitlich darüber hängt.
  • Starte mit warmem Wasser (ca. 36-38°C).
  • Beginne mit der rechten Hand und führe den Wasserstrahl außen am Arm bis zur Schulter – verweile dort kurz und brause auf der Innenseite wieder nach unten. Gleiches am linken Arm.
  • Kühle das Wasser auf ca. 18°C runter und wiederhole den gleichen Bewegungsablauf auf beiden Seiten.
  • Wiederhole die Warm- und danach die Kaltanwendung für ein weiteres Mal. Wichtig ist, dass der Wechselarmguss immer mit kaltem Wasser endet.
  • Streife das Wasser nur ab und ziehe dich warm an.

2. Der Klassiker: Wassertreten
Wassertreten zählt wohl zu den bekanntesten Anwendungen der Hydrotherapie. Und dafür braucht es nicht immer ein Kneipp-Becken – eine Bade- oder eine ausreichend große Fußwanne erfüllen auch ihren Zweck.

Das bringt’s:

  • Regt den Kreislauf an
  • Tagsüber kann es den Stoffwechsel ankurbeln
  • Am Abend wirkt es beruhigend und kann das Einschlafen erleichtern
  • Stärkt die Venen

So funktioniert’s:

  1. Fülle die Wanne mit kaltem Wasser – maximal bis zur Kniekehle.
  2. Im kalten Wasser trittst du auf der Stelle, so dass du bei jedem Schritt einen Fuß ganz aus dem Wasser hebst, während die Fußspitze nach unten zeigt.
  3. Sobald das Kältegefühl zu stark wird, kannst du die Anwendung beenden.
  4. Das Wasser an den Beinen streifst du lediglich mit deinen Händen ab, deine Füße kannst du abtrocknen.
  5. Damit deine Füße schnell wieder warm werden Strümpfe und Schuhe anziehen und zusätzlich durch Fußgymnastik oder Gehen für Wärme sorgen.

3. Voll im Trend: Vollguss
Was gibt es Besseres als eine heiße Dusche? Eine kalte. Was für manche zum unverzichtbaren Ritual geworden ist, das sie auch gerne in den sozialen Medien teilen, sorgt bei anderen schon beim Lesen für Gänsehaut. Und tatsächlich: Der Vollguss ist nichts für Einsteiger. Doch wer sich langsam an das kühle Nass „herangearbeitet“ hat, kann es auch mal hiermit probieren – denn es lohnt sich.

Das bringt’s:

  • Abhärtung und Erfrischung
  • Stabilisiert das vegetative Nervensystem
  • Erhöht die Atemtätigkeit
  • Kann auf den gesamten Organismus stärkend wirken

So funktioniert’s:

  • Vorab Herz und Stirn abkühlen.
  • Schenkelguss: Beginne rechts außen an deinem Fuß, führe den Wasserstrahl nach oben bis zu deiner Hüfte, übergieße deine Leiste und brause innen wieder nach unten – gleiches auf der linken Seite.
  • Armguss: Außen an deiner rechten Hand beginnen, bis zur Schulter brausen und innen wieder zurück gießen – ebenso links.
  • Bauchspirale: Im Uhrzeigersinn um den Bauch brausen.
  • Führe die Brause über die Brust bis zur rechten Schulter, sodass 1/3 des Wassers über die Schulter nach hinten fließt und 2/3 des Wassers über die Schulter nach vorn fließt. Gleiches auf der anderen Seite.
  • Die Bauchspirale wiederholen.
  • Brause kurz kreisförmig dein Gesicht ab.

Wasser nur abstreifen, dich danach warm ankleiden und bewegen oder ins Bett legen.


Hast du Hydrotherapie schon mal ausprobiert?